Denkfehler 4.0

Gestern steckt die neueste Ausgabe von managerSeminare in meinem Postkasten. Der Aufmacher lautet „Kontrolle 4.0“, gefolgt von einem Artikel über das „Marketing 4.0“. Alles ist zurzeit 4.0 und/oder digital. Das war natürlich auch auf der Cebit zu erleben, dem ‚Event für das digitale Business‘. Dort hatte Bundeskanzlerin Merkel bereits vor zwei Jahren die nächste industrielle Revolution beschworen und um das Nichtverschlafen von Industrie 4.0 gebeten.

In diesem Jahr konnte man dort über Begriffe wie ‚Digitales Wirtschaftswunder‘, ‚Dicononmy‘, ‚transformatorische Produkte‘ und ‚Digitalisierung meistern‘ stolpern. Super Begriffskombinationen und jede Menge Affirmationen. Leider konnte die Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland im Interview nicht auflösen, was zum Teufel transformatorische Produkte sein oder tun sollen. Vermutlich die, welche Microsoft unter dem Mantel der Digitalen Transformation halt so anpreist: Datenschutz- und Datensicherheit-Lösungen, Tools für Collaboration. Soweit nix neues, gibt es alle schon seit vielen, vielen Jahren. *Schnarch* Aber egal ob Microsoft oder sonst ein Anbieter von Hardware, Software oder (digitaler) Beratung, alle beschwören den großen Wandel. ‚Digitalisierung meistern‘ unterstellt ja auch einfach mal, dass etwas Tatsache ist und wir es jetzt nur noch meistern müssen. So macht man eben Hypes, so sind auch alle vorherigen entstanden. *Doppelschnarch*

Ja, die Datenmenge, die jeder von uns täglich so produziert nimmt stetig zu, Tendenz steigend. Ja, „Dinge“ werden miteinander vernetzt, Tendenz steigend. Ja, in diversen Branchen wird damit gutes Geld verdient, Tendenz steigend. NEIN, das führt nicht zwangsläufig zu Arbeiten 4.0 oder Management 4.0 oder Sonstwas 4.0. Warum nicht? Darum:

  • Mehr Daten / höhere Vernetzung sorgen für „anderes Arbeiten?“ Vielleicht auf der Ebene der Methoden und Techniken, aber nicht bezüglich Haltungen und Sichtweisen. Es existiert keine Ursache-Wirkungs-Relation, kann auch nicht, Arbeiten ist komplex. In den vergangenen Jahrzehnten gab es viele technologische Hypes, die haben mal grad nix an der Tayloristischen Managementdenke geändert.
     
  • Die verfügbare Technologie sorgt für Selbstorganisation von Teams? Mitnichten, denn eine Technologie sorgt für die Verwendung der Technologie. Und zwar so, dass sie zur Organisation mit all ihren Haltungen und Sichtweisen passt. Die Kausalkette ist falsch und rückwärts gedacht.
     
  • In den vielen Interviews und Artikeln rund um das Thema „claimen“ die Verantwortlichen die Hoheit über 4.0 für ihren Bereich. Da spricht ein HR-Manager davon „jetzt unsere Themen entsprechend voranzutreiben“ oder ein Controller von „unsere Position verstärken“. Wenn das Silo-Denken bleibt, kann sich nichts grundlegend ändern.

Es klingt nach einer Revolution, von der sich Viele Großes versprechen ohne selbst etwas verändern zu müssen. Das nennt man einen Hype. Denn bleibt die Denke gleich, kann die Revolution nichts anrichten. Der Hype wird vergehen.

In diesem Sinne...bleiben Sie erfolgreich!


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