Die GroKo - das Projektmarketing treibt erste Blüten

Weihnachten ist die Zeit der Wunder. Und auch in der gerade auslaufenden Weihnachtszeit gab es Wunder oder zumindest wunderliche Dinge - die Projektorganisation der GroKo nämlich. Kaum war die Tinte unter dem Koalitionsvertrag getrocknet, nahm das Personalkarussell zur Besetzung der Teilprojekte Schwung für's Finale. Nach dem Tusch rieben sich viele Bürger verwundert die Augen ob der verabschiedeten Projektorganisation. Vor allem die Benennung der Teilprojektleiter und der Schnitt der Arbeitspakete sorgten für Erstaunen und das eine oder andere Unverständnis.

Wer soll's denn machen?

Die Besetzung des leitenden Postens in einem Projekt ist von jeher ein schwieriges Thema und sorgt in Unternehmen wie in der Politik für reichlich Diskussion. Braucht ein Projekt- oder Teilprojektleiter tiefe fachliche Kenntnisse oder nicht? Was sind denn die vordringlichen Aufgaben und Verantwortungen des PL? Ist Projektleitung eine Führungsaufgabe oder nicht? Fragen über Fragen tun sich auf, auf die unsere GroKo eine ganz eigene Antwort gegeben hat. Als Beispiel ließe sich hier fast jedes Teilprojekt zitieren, aber eine Personalie hob sich besonders heraus. Deshalb betrachten wir doch kurz das Teilprojekt "Verteidigung" mit der Projektleiterin Ursula von der Leyen.

Wie ist Frau von der Leyen zu der Ehre dieses Amtes gekommen? Sicher gab es Auswahlgespräche, die fachlichen und sozialen Kompetenzen wurden beleuchtet und hinterfragt und eventuell wurde ein Assessment durchgeführt, um den richtigen Kandidaten für diese anspruchsvolle Aufgabe auszuwählen. Ne, ich mach nur Spaß! So läuft das ja nie, auch im echten Leben nicht. Wie war es denn wirklich? Na, ganz einfach: die Uschi ist zur Mutti gegangen und hat klar gesagt, dass sie auf gar keinen Fall Gesundheitsministerin macht. Ist ihr zu blöd und haben auch vor ihr schon Frauen übernommen. Außerdem ist sie Ärztin und das wär doch echt langweilig. Also hat die siebenfache Mutter (ein Aspekt, der immer mit erwähnt werden sollte, weil er ihre Qualifikation für eigentlich alles verdeutlicht) das Teilprojekt gefordert, mit dem ihr ein entsprechendes Maß an Aufmerksamkeit sicher ist und in dem sie als Vorreiterin (fällt nun die letzte Männerbastion?) glänzen kann. Die Gesamtprojektleiterin Merkel hatte ja auch noch was gut zu machen und außerdem kann sie die Uschi gut leiden, und schon war "Verteidigung" besetzt.

(Projekt)-Marketing ist, wenn der Projektleiter redet!?

Jedes Projekt braucht ein gutes Projektmarketing. Das ist nicht neu und wird in jedem Grundlagenseminar geschult. Kurz vor dem Heiligen Abend startete dann auch das Marketing für "Verteidigung". Ein Spontanbesuch der Ministerin bei den Soldaten in Afghanistan ist genau das Richtige für diesen Zweck. Gesagt, getan. Sie fliegt hin, nimmt die richtigen Journalisten mit und zeigt sich im Gespräch mit Soldaten, beim Essen mit Soldaten, beim Trinken mit Soldaten, beim Gehen mit Soldaten, beim Händeschütteln mit Soldaten, beim Hubschrauber-Angucken mit Soldaten und so weiter und so fort. Äh, Sekunde mal, ich dachte sie macht dort Projektmarketing? Nö, auch das läuft wie im echten Leben. Neue Projektleiter machen erstmal ausführlich Eigenmarketing: Schön-Wetter-Machen, Positives vermitteln, Sympathien erarbeiten usw.

Ein Bild ist nicht von ihr zu sehen, Frau von der Leyen mit Drohne. Komisch, warum bloß nicht? Ach so, ja, sagt sie doch dann auch: "Der Mensch muss hier im Mittelpunkt stehen." Und darum wird es ihr auch erstmal gehen. Die Soldaten sollen gute Ausrüstungen und so bekommen. Ja, das macht sich gut - zumindest bei einigen Soldaten. Das Ressort Verteidigung hat mit nicht-fliegenden Drohnen und nicht-schießenden Gewehren reichlich massive Probleme zu bearbeiten, aber die Projektleiterin spricht lieber erstmal über "das Menschliche". Da kommt sie persönlich einfach besser rüber. Die Bundeswehr muss massiv sparen, aber die Projektleiterin verspricht bessere Ausrüstungen. Da kommt sie persönlich einfach besser rüber. Das alles hat nix mit Projektmarketing zu tun. Es ist pures Eigenmarketing, was leider viel zu häufig anzutreffen ist. Neue Projektverantwortliche rücken lieber erst mal sich selbst ins rechte Licht und fassen nicht gleich (manchmal auch gar nicht) die heißen Eisen an. Schade, denn was bleibt ist der Eindruck von Alles-wird-gut-Versprechungen, die nicht gehalten werden können. Vertrauen baut sich anders auf.

Kurz danach macht die Ministerin deutlich, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in der Bundeswehr eines ihrer zentralen Themen sein wird. Und sie selber wird weiterhin versuchen Vieles von ihrem Home-Office aus zu erarbeiten. Na, da merkt ein Jeder doch gleich, dass sie die zentralen Problemstellungen ihres Projektes im Blick hat, oder? Sollte bei Ihnen, lieber Leser, jetzt aus Versehen der Eindruck entstehen, dass Frau von der Leyen thematisch noch in ihrem alten Ressort verhaftet ist, muss das an Ihnen liegen? Böse Zungen könnten jetzt behaupten, wenn man fachlich nicht mitreden kann, dann spricht man eben über das, was einem nahe ist.

Das geht doch nicht, oder?

Kritik an Frau von der Leyen zu üben geht nicht. Gar nicht. Ist moralisch nicht akzeptabel. Eine siebenfache Mutter (dieser Aspekt war der, der immer erwähnt werden sollte), die eine steile Karriere in der Politik hingelegt hat, jedes Ministerium zu neuer Blüte treibt, stets souverän in allen verfügbaren Talkshows sitzt ist einfach über jeden Zweifel erhaben. Sie zu kritisieren käme der Bitte gleich, dass Helmut Schmidt jetzt endlich mal die Klappe halten soll. Geht auch nicht, gibt einen Aufschrei der Entrüstung.

Wenn ich jetzt aber zum Projektmanagement zurückkehre, dann ist das bedenklich. Ein PL, der über jeden Zweifel und jede Kritik erhaben ist, ist eine sehr gefährliche Besetzung. Das Teilprojekt "Verteidigung" ist problembelastet, unter Spardruck, mitten in einer Umstrukturierung und einem Kulturwandel, hochkomplex und dynamisch. Hier braucht es einen Visionär, der in der Lage ist die Beteiligten mitzunehmen, Transparenz herzustellen, Vertrauen und Offenheit als Basis der Zusammenarbeit zu etablieren, die richtigen Arbeitspakete zu entscheiden und sein Geltungsbedürfnis zurückzustellen. Wir werden sehen, wie das läuft…

In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!


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