Generalisierung - des Management liebstes Spiel, und sein Henker!

Wann haben Sie zuletzt darauf geachtet, welche "Sprache" in Ihrer Organisation verwendet wird? Lange nicht mehr? Na, dann wird's Zeit. Die Art, wie ein Team über was spricht liefert uns extrem schnell sehr gute Einblicke in Sichtweisen, Glaubenssätze und Haltungen. Für den Moment bitte ich Sie, Ihren Fokus auf die "Anzahl der Lösungs- bzw. Handlungsalternativen" zu setzen. Wie viele Alternativen entstehen in einer Diskussion? Oder sind Sie schnell einer Meinung? Gibt es überhaupt verschiedenen Ideen und Vorschläge?

Eventuell haben Sie ein diverses Team mit Menschen unterschiedlicher Expertise und Erfahrung. Gut, damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen unterschiedliche Dinge sehen, wenn sie eine Situation betrachten. Damit sollten Ihre Bemühungen um Diversität (die bitte kein Selbstzweck ist) nicht beendet sein. Denn jetzt stehen wir vor einem Problem: wir reden miteinander.

Ein einzelnes Teammitglied betrachtet z.B. die aktuelle Situation und "erzeugt Sinn": er nimmt wahr, was es zu sehen gibt und zieht daraus eine Erkenntnis. In dem Moment, in dem er für das Wahrgenommene einen Namen vergibt, wird dieser wichtiger als die Eindrücke. Ab da wird Wissen aus der Bezeichnung statt aus der Erkenntnis bezogen. Er "verwurstet" seine Wahrnehmung und Beobachtungen in Typen, Kategorien und Stereotype - er generalisiert. Das tut er nicht etwas aus Spaß, Langeweile oder Versehen, sondern um mit den Kollegen zu interagieren.

Die Sozialspsychologen Reuben Baron und Stephen Misovich nennen das "shareability constraint". Wissen, welches auf Erkenntnis basiert wird gewandelt in Wissen, das auf sprachlichen Kategorien basiert. Damit machen wir uns leichter verständlich (glauben wir), stimmen uns leichter ab (glauben wir) und schalten uns gleich (klappt!). Das fühlt sich vielleicht gut an, ist aber im Sinne resilienter Organisationen alles Andere als hilfreich.

Wenn wir beginnen "generisch" miteinander zu sprechen, verlieren wir die eigentliche Bedeutung und wir verlieren die Details. Schwache Signale werden nicht mehr gesehen bzw. nicht thematisiert. Aussagen und Phrasen werden immer vager. 

"Diese Vorgehensweise ist nicht hinreichend."
"Das ist zu langsam."
"Sobald als möglich sollten wir..."
"Wenn es gefordert ist, dann machen wir..."
"Das beeinflusst unser Projekt.."

Sollten Sie im nächsten Meeting feststellen, dass Sie und Ihr Team Buzzword-Bingo spielen, greifen Sie ein. Sie zahlen sonst mit der Fähigkeit auf Unerwartetes adäquat reagieren zu können, denn die Resilienz sinkt stetig. Blenden Sie in Ihren Diskussionen die Details wieder ein, hinterfragen Sie Meinungen, Urteile und Glaubenssätze, seien Sie achtsam für Ihre eigene Wahrnehmung und erzeugen Sie "kollektiven Sinn" über echten Diskurs. Dann wissen auch wieder alle, worum es eigentlich geht.

In diesem Sinne ... bleiben Sie erfolgreich!


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