Resilienz im PM - ein Buch mit 7 Siegeln?

Eines vorweg: ich finde es toll, dass sich immer mehr Menschen mit Resilienz beschäftigen. Je mehr Artikel geschrieben, Blogs gepostet und Seminare angeboten werden, desto leichter wird das Thema „in die Breite“ getragen. Gerade im Bereich der persönlichen Resilienz finden sich viele Anbieter, Experten und Trainer. Gut so! In letzter Zeit begegnen mir leider vermehrt Kollegen (und ihre Veröffentlichungen), die behaupten auch die organisationale Resilienz „abzudecken“. Mittlerweile assoziiert der Begriff abdecken in diesem Zusammenhang bei mir eher das Lebensende eines Pferdes und seinen Gang zum Abdecker. Denn das kommt ungefähr dabei raus, wenn man behauptet „Mache alle Teammitglieder resilient, dann ist es auch die Projektorganisation“. Da wird das Konzept der Resilienz als Lösung für Projektprobleme angepriesen, gerade so als wäre es eine Methode, die man nur aufstülpen müsse. In dem Abwasch, so häufig die Behauptung, bekomme man dann auch die Komplexität unserer Projektwelt in den Griff. Puh, das ist starker Tobak, weil gnadenlos linear gedacht und (scheinbar) ohne Verständnis für komplexe Systeme.

Resilienz ist ein Prozess, keine Methode. Resilienz löst keine Probleme, sie stärkt die Problemlösungs- und Krisenfähigkeit. Resilienz unsystemisch zu betrachten macht keinen Sinn. Wenn der Projektleiter resilient ist, ist das schön, hilft aber dem Gesamtprojekt nix.  Komplexität und ihre Aspekte lassen sich mit gar nichts „verkleinern“, eliminieren oder linearisieren. Komplexität geht nicht weg. Deshalb hier noch mal ein paar Impulse zum Nachdenken und –lesen:

Das Zitat von Aristoteles, das so gerne für „irgendwie systemisch“ benutzt wird, lautet: „Das, was aus Bestandteilen so zusammengesetzt ist, dass es ein einheitliches Ganzes bildet – nicht nach Art eines Haufens, sondern wie eine Silbe –, das ist offenbar mehr als bloß die Summe seiner Bestandteile. Eine Silbe ist nicht die Summe ihrer Laute: ba ist nicht dasselbe wie b plus a, und Fleisch ist nicht dasselbe wie Feuer plus Erde.“ Eine Projektorganisation resilienter zu gestalten bedeutet am System zu arbeiten und nicht nur im System.

Unbedingt zu lesen sind die Werke von Buzz Holling zur Resilienz von Öko-Systemen (ja, da gibt es dann einen Übertrag auf die Projektwelt zu leisten), Karl Weick und Kathleen Sutcliffe, Dietrich Dörner , Fritz B. Simon, um einige erste Literaturempfehlungen zu geben.

Seriöse Beratung zur organisationalen Resilienz (und die liegt mir sehr am Herzen), kann nur stattfinden, wenn wir systemisch denken und arbeiten, Komplexität verstanden haben und auf beiden Ebenen (Individuum und System) die Facetten von Resilienz übertragen können. Es liegt in der Natur der Sache, dass es hier eine komplexe Antwort auf die komplexe Aufgabenstellung (Projekterfolg) geben muss. Und das ist nicht per se eine Mammut-Aufgabe mit erheblichen Nebenwirkungen. Es ist eine Herausforderung, die Spaß macht und in der man mit vielen kleinen Stellschrauben viele große Effekte erreichen kann. Also, gehen wir es an!

In diesem Sinne...bleiben Sie erfolgreich!


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