Soft Facts kann man nicht messen? So'n Quatsch!

Wann haben Sie zuletzt einen Artikel gelesen, in dem nicht Aspekte wie Kommunikation, Vertrauen, Offenheit, Entscheidungskultur oder ähnliches als die Erfolgsfaktoren für Projekte postuliert wurden? Eben, am Ende des Tages landen wir immer bei den "weichen Faktoren". Und auch Sie nicken innerlich wahrscheinlich beim Lesen all dieser Artikel und denken vielleicht "Genau, so ist es". Komisch nur, dass im Falle von Projektkrisen, Turbulenzen, lähmenden Problemen und Unstimmigkeiten so schnell nach mehr Methode und ergänzenden Tools gerufen wird. Auch von Ihnen. Oder etwa nicht? Denn im Falle von Druck und Turbulenzen sehnen wir uns nach einem Anker, nach Sicherheit, nach Verlässlichem. Und verlässlich ist eher das, was wir messen können. Soft Facts lassen sich nicht messen. Soft Facts lassen sich nicht messen? Und ob! Ich gebe Ihnen gerne ein Beispiel.

Zuhören, Hinhören und Zählen
Zu den Klassikern unter den weichen Faktoren zählt die Kommunikation. Die Erfolgszutat für den Projekterfolg. Und jetzt mal die Frage an Sie, liebe Leser: "Wie redet denn Ihr Team miteinander? Welche Sprache gebrauchen die Menschen? Welche Worte wählen Sie?" Das sollten Sie wissen. Denn dadurch unterscheiden sich Teams von Hochleistungsteams, und zwar messbar!
Marcial Losada, brasilianischer Wissenschaftler, hat in den 1990'er Jahren mehr als 60 Teams betrachtet und daraus ein nicht lineares Modell zur Teamperformance abgeleitet. Er unterscheidet darin ‚positive Sprache' und ‚negative Sprache', was schnell erläutert ist. Teams, die eine ‚positive Sprache' sprechen, reden eher positiv und unterstützend miteinander. Sie sprechen viel über sich (das Team) und stellen sich gegenseitig Fragen (zum Verständnis und um die Diskussion zu intensivieren). Eine ‚negative Sprache' kennzeichnet sich dadurch, dass im Team eher ablehnend und zynisch kommuniziert wird. Der Fokus liegt stärker außerhalb des Teams (auf anderen Menschen, Abteilungen, Projekten,…) und es geht eher um Standpunktvertretung denn um Konsens. So, und dann hat Marcial Losada die Teambesprechungen transkribiert und "gezählt". Das können Sie auch.

6:1 ist TOP!
Teams mit einem Verhältnis von ‚positiv' zu ‚negativ' unter 3:1 zeigen üblicherweise wenig Flexibilität in turbulenten Zeiten und auch wenig Bereitschaft sich auf Neues einzulassen. Die Resilienz in solchen Teams ist gering. Hochleistungsteams liegen in der Relation 6:1. Die Kommunikation in diesen Teams wird als erfrischend und kreativ wahrgenommen. Es herrscht eine Atmosphäre von "Vorwärtsbewegung" und Wertschätzung. Gleichzeitig gibt es jedoch eine Qualitätsgrenze nach oben. Oberhalb von 11:1 kippt das Team und die Produktivität sinkt massiv. Es geht eben nicht ohne "negative" Anteile, ohne Ärger und Konflikte. Sie sind es, die ein Team davor bewahren größenwahnsinnig zu werden in seiner Hochleistung.

1,2,3,…
So, und jetzt sind Sie dran. Lehnen Sie sich in der nächsten Projektbesprechung doch einfach entspannt zurück und analysieren Sie die gesprochenen Worte. Wenn Sie gut hinhören und ein wenig zählen, dann können die den softesten der weichen Faktoren, die Kommunikation nämlich, messbar machen. Und wenn Ihr Projekt dann in irgendeine Schieflage, ein Gewitter oder eine kleine Problemlage gerät, dann zählen Sie erst recht und machen so den Soft Fact bestmöglich nutzbar. Ich kann Ihnen versprechen - es lohnt sich.

In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!


Blogverzeichnis - Bloggerei.de