Storylistening - Quasseln Sie noch oder lauschen Sie schon?

"Wir brauchen eine gute Story!" hallt es über den langen Flur. Der Vertriebsvorstand ruft diesen Satz im Vorbeilaufen seinen Bereichsleitern zu, denn er muss schließlich schnell ins nächste Meeting. "Wir brauchen eine gute Story" ist die Quintessenz einer langen Sitzung, in dem er mit seinen Mannen die Strategie für die kommende Restrukturierung ‚glatt gezogen hat'. Und nun fehlt nur noch eines - die richtige Geschichte. Damit, so haben sie das Storytelling verstanden, können sie die Mitarbeiter einfangen, mitnehmen, begeistern und ihre Solidarität fördern. Schließlich gilt es eine passende Metapher zu finden, die ihre gemeinsamen Werte, ihre Tradition und ihre Ziele widerspiegelt. Und so kommt es, wie es kommen muss. In einem mehr oder weniger stillen Kämmerlein wird eine tolle Metapher erdacht, an das organisationale Vokabular angepasst und auf die Menschen losgelassen. Das Ergebnis: Bla, bla, bla…

Etwas Zentrales wurde vergessen, vermuten Sie? Ja, richtig. Und nein, es ist nicht die fachgerechte Anwendung der Methode. Es ist das Vorspiel. Vor dem Storytelling kommt das Storylistening! Immer noch stiefmütterlich behandelt, fristet es sein Dasein im Schatten des Hauptaktes. Schade eigentlich, denn aus dem richtigen Zuhören erst ergeben sich die Zutaten für das Erzählen. Wie erfolgreich soll eine Geschichte transportiert werden, wenn sie wie aus Kübeln über den Mitarbeitern ausgegossen wird? Stete Wiederholung macht das nicht besser. Er versetzt die Menschen in eine Schüler-Lehrer Situation, die so unpassend wie wirkungslos ist. Denn, Ihre Mitarbeiter sind nicht Ihre Schüler. Sie können nicht dort sitzen und Ihnen ergriffen lauschen. Sie haben zu tun, Aufgaben, Sorgen, Ziele und hoffentlich Visionen.

Wollen Sie Menschen (in und durch Veränderungen) mitnehmen, dann müssen Sie zunächst raus finden wo sie stehen und wie es ihnen geht. Das erfahren Sie nur, wenn Sie zuhören. Sie zu fragen, wie es ihnen geht produziert meist Ein-Wort-Antworten wie "OK" oder "Muss ja". Damit haben Sie nichts gewonnen. Sie brauchen die Stories, die in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter verankert sind. Aus dem "Wie war es" und dem "Wo stehen sie heute" wird dann eine gute Story für "wie es wird". Sie selber stehen in der Gegenwart und wollen in die Zukunft. Der Schlüssel dazu liegt in der Vergangenheit, denn damit sind Ihre Mitarbeiter verbunden. Von dort müssen Sie starten, auch mit Ihrer Geschichte. Damit sie die schnüren können, lassen Sie sich Anekdoten der Menschen erzählen ihre Stories. Hören Sie zu, betreiben Sie Storylistening.

Storytelling ist nicht ein erster guter Schritt in Richtung Veränderung. Es ist der zweite und kommt nach Storylistening!

In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!


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