"Axt schärfen? Nee, geht nicht. Wir müssen Bäume fällen!"

Manchmal - Gott sei Dank nur manchmal, sitze ich im Gespräch mit einem potentiellen Kunden und wir plaudern über Projektmanagement, Projektkrisen und -herausforderungen, Trainings, Maßnahmen, Verbesserungen, Erfahrungen und all das. Wohlgemerkt: ich wurde eingeladen. Also erläutere ich meine Arbeitsweise, stelle (in diesem Fall) die H.A.P.-Methode vor, erkläre Output, zu erwartende Ergebnisse und bringe selbstverständlich Referenzen ein. Und dann passiert es. Mein Gesprächspartner lehnt sich zurück, nimmt die Brille von der Nase, um dann einen Brillenbügel leicht im rechten Mundwinkel einzuhängen und spricht: "Wir haben in unserem Projekt jetzt wirklich keine Zeit uns mit Erfolgsfaktoren zu beschäftigen und einen Workshop zu machen, wir müssen hier schließlich produktiv sein. Die weichen Faktoren sind ja ‚nice-to-have', aber hier zählen Zahlen, Daten, Fakten."

Während des Versuchs innerlich tiefenentspannt zu bleiben überlege ich, was mir mein Gegenüber eigentlich sagen will beziehungsweise wie seine "Landkarte des Lebens" aussieht. Ich bleibe, mal wieder, an der Frage hängen, warum diese Art von Coaching- und Beratungstätigkeit als "weich" betrachtet wird und damit postwendend unter die Rubrik zeitraubend, ineffizient und kosten-only-verursachend geheftet wird.

Hier ein paar Gedanken dazu:
Die Unterscheidung zwischen hard-facts und soft-skills ist ungefähr so grabenschaufelnd wie die zwischen Fachseite und IT (die ja dann gemeinsam in einem Projekt…ein Ziel…und so weiter). Stereotype sind längst manifestiert und man ist fast gezwungen sich auf eine "Seite der Macht" festzulegen. Blöd!

"Wenn die Mitarbeiter im Projekt nicht fachlich arbeiten, dann sind sie auch nicht produktiv!" Aha - sie sollen am Fließband stehen und dort produzieren, aber doch nicht einen Schritt zurücktreten und erarbeiten, wie es besser, nachhaltiger, innovativer oder effizienter gehen kann. Kurzsichtig!

Das Erheben von Zahlen, Daten und Fakten zählt mehr als die Ableitungen und Konsequenzen, die aus ihnen gezogen werden müssten. In vielen Projekten hat die reine Datenerhebung einen zeitlich höheren Anteil, als die Konklusion (von der Umsetzung mal ganz zu schweigen). Unsinnig!

Und jetzt muss ich noch mal ein klares Statement loswerden:
Ich bin Projektcoach, mit Leib und Seele. Ja, es geht in meiner Arbeit oft um Themen wie Zusammenarbeit, Fehlerkultur, Motivation, Kommunikation und so weiter. Vor allem aber geht es darum, ein Projekt zum Erfolg zu bringen, ein Businessziel zu erreichen, hard-facts umzusetzen! Das, was ich tue, ist ergebnisorientiert und dient nicht etwa dem Selbstzweck!! Meine Workshops sind keine Kuschelstunden, damit die Mitarbeiter mal ´ne nette Zeit haben. Meine Workshops sind zielgerichtet Arbeitseinheiten. So, das musste raus.

By the way - mit eben erwähnten Interessenten habe ich mich drauf verständigt, dass er schon sehr großartig ist und ich meine Dienstleistung lieber Menschen anbiete, die sich mit Erfolgsfaktoren beschäftigen. Joo, da kann auch mal Herr Abraham Lincoln das Schlusswort sprechen: "Wenn ich acht Stunden Zeit hätte um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen."

In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!


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