BER - Herr Ramsauer und das Happy End

Wenn Herr Raumsauer als Stakeholder an öffentlichen Großprojekten beteiligt ist (und er ist eigentlich immer beteiligt), dann sind unterhaltsame Aussagen vorprogrammiert. Wann immer er aus der Deckung auftaucht, weiß er mit Weit- und Überblick Zuversicht zu erzeugen. So geschehen vor wenigen Tagen, als er zu den wieder mal steigenden Kosten des Flughafen Berlin-Brandenburg befragt wurde. In jedem üblichen Magazin wie Stern, Spiegel, Focus waren seine Ausführungen nachzulesen. Über die weiter steigenden Kosten will ich an dieser Stelle gar nicht lamentieren. Lohnt auch nicht. Die Projektverantwortlichen wissen einfach nicht, wie viel der BER am Ende kosten wird! Sie wussten es am Anfang schon nicht oder wollten es nicht sagen, und das wird so bleiben. Sonst könnte es womöglich einmal ein Aufbegehren aus dem Volke geben. Obwohl, nö, soweit sind wir noch nicht.

"Ende gut, alles gut"

Aber zurück zum Thema - dem Happy End. Herr Ramsauer sagte nämlich, dass mit Hochdruck am Happy End gearbeitet würde (man beachte den Konjunktiv!). Was ein Happy End ist, wissen wir alle, oder? Wenn am Ende eines Filmes alles gut wird. Benutzt wird das Stilelement vor allem, um beim Publikum einen positiven Gesamteindruck zu hinterlassen. Tja, schade Herr Ramsauer, das wird wohl nix mehr. Zudem wir auch gar nicht wissen, zu wann das glückliche Ende denn zu erwarten ist. Beim Kinofilm ist nach der angegebenen Spielzeit definitiv Schluss, anders wär auch blöd. Außerdem zahlen wir den Eintritt bevor der Film beginnt und zwar fix. Oh, jetzt komm ich doch auf die Kosten zu sprechen. Ist aber auch schwer auszublenden, wenn in einem so kurzen Statement ein wesentlicher Stakeholder des BER das magische Dreieck durchhechelt. Halten wir also fest, die Kosten steigen (wohin ist unklar) und einen Termin will er nicht nennen. Und was ist mit der Qualität? Was sagt Herr Ramsauer zu Inhalt und Umfang? "Dafür haben wir den Mehdorn!"

"Es kann nur einen geben"

Hartmut Mehdorn wird ausdrücklich und umfänglich gelobt. Sinngemäß formuliert Herr Ramsauer es etwa so: Der BER braucht jemanden mit technischen Kenntnissen, Management-Erfahrung, der als harter Hund mit patriotischer Gesinnung keine Rücksicht nehmen muss. Wow - fast kann mir der Herr Mehdorn ein wenig leidtun. Konfrontiert mit diesem Erwartungspaket bei gleichzeitiger Nichtverabredung der elementarsten Projektmanagement-Basis-Ecksteine, sollte er Reißaus nehmen. Welche Rolle soll Herr Mehdorn denn nun füllen? Mit harter Hand Entscheidungen treffen und Dinge ins Rollen bringen: Krisenmanager also? Mit Erfahrung im Management komplexe Themen jonglieren und konkrete Probleme von Experten lösen lassen: Projektmanager also? Den Kopf hinhalten bei all den Stolpersteinen, die ihm Ramsauer und Kollegen aus der politischen Ecke in den Weg werfen: Gallionsfigur also?

"Jetzt aber nicht nerven"

Man weiß es nicht so genau. Schön ist vor allem auch der Nachsatz von Herrn Ramsauer, in dem er deutlich macht, dass der Herr Mehdorn mit all seinen Ideen und Vorschlägen schon ordentlich nervt. Großartig! Passt aber super ins Bild. Soweit ich aus der Presse entnehmen konnte, ist Mehdorn bis dato ja schon sehr häufig mit seinen Ansätzen vor die Wand gelaufen. Es scheint, als dürfe er eher selten, was er gerne wollte. Politik eben. Da macht man ihn zum einsamen Retter und Helden, um ihn dann am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen.

Bevor ich mich hier jetzt wieder ergehe zu Themen wie Projekthelden, Komplexität, politischen Stakeholdern oder auch PM-Grundlagen, bringe ich den Blog mit einer frommen Hoffnung zu Ende. Hinter Herrn Mehdorn steht doch bestimmt eine schlagkräftige Truppe von Systemikern, die mit Mut und Erfahrung Entscheidungen treffen, Fehler machen und daraus lernen, Probleme lösen und das Projekt Richtung Zielgerade treiben. Die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt, und bei einem Happy End vielleicht gar nicht!

In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!


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