"Generalspezi" - die neue Elite?

"Der Generalist mit Soft Skills ist gefragt" lautet der Titel des Artikels in der Computerwoche. Spannend, denke ich und lese. Die Spannung verfliegt schnell und macht einem "Och nö" Platz. Am Ende konnte ich nicht anders und musste kommentieren.

Den Artikel finden Sie hier: Der Generalist mit Soft Skills

"Generalspezi" - die neue Elite? Der Artikel bringt leider keine Graustufen in die "0 oder 1" geführte Diskussion um die richtige Besetzung von Positionen. Zum Einen würden wir so nach Personen suchen, die Alles können. Das ging bis jetzt nicht und wird auch in Zukunft nicht gehen. Die Menschen, die versuchen diese Anforderungen zu erfüllen überschätzen sich meist selber und rennen den Ansprüchen hinterher. Auch wenn für diese Spezies mit "T-shaped professional" flugs ein wohlklingender englischer Begriff gefunden ist. Wir brauchen, zur Lösung komplexer Aufgaben und zum Leiten komplexer Organisationen / Projekte, nicht beides in Einem, sondern Beide. Die Spezialisten (auch Experten genannt) für die Tiefenbohrungen in einem Thema und die Generalisten für die Zusammenhänge. So entsteht Diversität, wenn man dazu die entstehenden verschiedenen Sichtweisen aushält.Zum Anderen ist der Begriff des Generalisten hier missbraucht für die Beschreibung von Menschen, die in vielen Fachgebieten ein wenig Ahnung haben. Das sind, meiner Meinung nach, Teil-Spezialisten, aber noch lange keine Generalisten. Ein Generalist ist in der Lage Zusammenhänge zu erkennen und Wechselwirkungen zu verstehen. Er hat kein "Breitenwissen" sondern ein Systemverständnis und ist damit die dringend notwendige Ergänzung zu unseren hochangesehenen Experten.Auf Führungspositionen wurden vermehrt die Generalisten gesetzt? Meine Wahrnehmung ist eine völlig andere. Noch immer werden Posten (ob Linie oder Projekt ist egal) mit Fachkennern besetzt. In den vielen Unternehmen, die ich mittlerweile kennen lernen durfte, habe ich nicht einen Generalisten in einer verantwortlichen Position getroffen. Da hinkt leider auch das Beispiel der Schwäbisch Hall, weil dort eben auch nur auf Fachwissen abgezielt wird. Denn auch Wissen um Geschäftsprozesse und BWL ist Fachwissen, sonst nix. Und das angeführte Breitenwissen (das ja angeblich den Generalistenanteil an dem zu schaffenden Menschen ausmacht) hängt auch nicht Branche und Fachgebiet ab. Da widerspricht sich der Autor selbst. Wir würden, dem "T-shaped"-Ansatz folgend Fachspezialisten mit Breitenwissen anreichern und hoffen daraus Generalspezis zu entwickeln. Mein Tipp: das wird nix! Mein Vorschlag: Wir fördern die Menschen nach Ihren Kompetenzen und Leidenschaften. Die Experten dürfen tief in ihre Fachgebiete (für generelles und außerhalb ihres Kosmos befindliches sind sie eh nur bedingt zu gebrauchen, was ihren verstärkten Einsatz in Aufsichtsräten nicht sinnvoller macht) eintauchen, die Generalisten bringen ihr systemisches Verständnis, ihr Denken in Wechselwirkungen und ihre ganzheitliche Betrachtung eines Kontextes ein. So wird ein Schuh draus. Ein gutes hätte das noch - wir müssen keine neuen englischen Begriffe kreieren, die zu einer Methodik ausrufen und dann versuchen die Menschen in diese Schablone zu pressen. Ich bin gespannt.


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