Kommt nun eine schwere Rezession auf uns zu oder sind wir gar bereits in der Postwachstumsökonomie angekommen? Die Experten sind sich uneinig. Worin allerdings Einigkeit besteht; wir brauchen und wollen Wachstum. Das sei, wie eigentlich immer, DIE Lösung. Nachhaltig soll es sein, wir lernen ja schließlich aus der Corona-Krise. Wirklich? Nachhaltiges Wachstum ist die Idee, mal wieder.
Zwei Begriffe, die für sich genommen schon nicht ausreichend definiert werden und deren Kombination zwar nett klingt, aber etwas Unmögliches meint. Was genau soll den wachsen und wie und bis wohin? Nicht klar. Na gut, dann schauen wir eben auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP), wie meistens. Da lässt sich denn auch alles reinrechnen, ob Güter, Dienstleistungen oder Panzer für Kriegsgebiete. Das BIP hat keine Moral. Ist das übergeordnete Ziel Wachstum um jeden Preis, wird alles andere dem untergeordnet. Und was genau soll Nachhaltigkeit in diesem Kontext bedeuten? Dauerhaft? Langanhaltend? Mit einem achtsamen Umgang unserer Ressourcen kann es jedenfalls nichts zu tun haben, das schließt sich aus, solange Wachstum das Maß aller Dinge ist. Das ist in allen Systemen mit natürlich Ressourcen zu beobachten. Die Überfischung unserer Weltmeere beispielsweise könnte längst rückläufig sein, wenn nicht alle beteiligten Unternehmen, Organisation und Institutionen auf immer größeres Wachstum angelegte Systeme wären. „Genau deshalb muss der Statt eingreifen und mit Subventionierungen steuern“ wenden Betriebswirte an dieser Stelle gerne ein. Netter Gedanke, verschlimmert nur leider die Situation. Nicht ohne Grund fahren zu viele Flotten der europäischen Mitgliedsstaaten vor Westafrika und suchen nach den längst bedrohten, dafür aber lukrativ zu verkaufenden Fischarten. Ermöglicht und finanziell unterstützt von der EU. Subventionierungen stabilisieren höchstens den Status Quo, für Nachhaltigkeit sorgen sie nicht. Außer, man definiert nachhaltiges Wachstum als ewiges Wachstum. Dann geht es weiterhin zu Lasten unserer Ressourcen und unserer Zukunft, aber es ist wenigstens ein schöner Slogan.