Wenn die Tür zu ist, dann hör auch auf die Klinke zu drücken!

Was tun Sie, wenn sie schwungvoll auf eine Tür zugehen, beherzt die Klinke runterdrücken und feststellen, dass die Tür sich nicht öffnet?

A: Ich lächele, drehe mich um und gehe weg

B: Ich warte an der Tür, bis sie sich öffnet

C: Ich drücke die Klinke noch mal… und noch mal… und noch mal

Hand auf's Herz, die meisten von uns müssten Antwort C ankreuzen. Es ist ein Phänomen, das wir fast alle kennen - unsere erste (und manchmal einzige) Lösungsstrategie ist "mehr vom Gleichen". Wenn der Hund nicht hören will, ruft Herrchen / Frauchen ihn erst einmal beim Namen, ein zweites Mal, drittes, viertes,… Das einzige, was sich dabei verändert, ist die Lautstärke. Wenn die Fernbedienung beim Drücken nicht, wie erwartet, das Programm umschaltet, drücken wir halt noch mal, und noch mal, und noch mal. Diese Lösungsstrategie ist übrigens völlig unabhängig von Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Bildung oder sonstigen handelsüblichen Unterscheidungskriterien. Es ist pur menschlich.

Und damit finden wir sie auch in unseren Projekten wieder. Die Anforderungen ändern sich, also brauchen wir mehr Budget, mehr Ressourcen, mehr Zeit, noch mehr Budget, noch mehr Ressourcen, noch mehr Zeit, und so weiter. Das Projekt läuft nicht rund und gleichzeitig aus dem magischen Dreieck, also brauchen wir mehr Controlling, noch mehr Controlling und noch mehr Controlling. Auch hier stecken wir oft fest in unseren Mustern.

Wenn das, was Du tust nicht funktioniert, dann tue etwas anderes
Egal ob im Projekt oder außerhalb, kommen wir an eine Stelle, an der unser bisheriges Verhalten nicht mehr funktioniert, versuchen wir mit mehr Energie das gewünschte Resultat zu erzielen - wir schalten auf "mehr vom Gleichen".

Das nennt man in der Systemtheorie Funktionsoptimierung. Sie ist eine gute Strategie für kleine bis mittlere Veränderungen, aber ihr Erfolg ist begrenzt. Nach anfänglich starken Effekten erreicht diese Methode irgendwann ihre Grenze. Es braucht dann viel Energie, um noch kleine Effekte zu erzeugen. In dem Moment, in dem die Leistungssteigerung sehr hoch sein soll oder etwas Neues gefordert ist, brauchen wir einen anderen Ansatz. Was wir dann brauchen ist ein Ordnungswandel. Wir müssen das Muster wechseln und etwas anders machen.

Viele Beispiele für Ordnungswandel finden sich im Sport. Dort geht es um höher, schneller, weiter. Beim Kugelstoßen beispielsweise führte Alexander Baryschnikow 1976 die Drehstoßtechnik (als Alternative zur bisherigen Angleittechnik) ein und erreichte als Erster die 22-Meter-Marke. Im Hochsprung setzte Dick Fosbury einen Meilenstein, in dem er 1965 mit seinem Fosbury-Flop die Sprungtechnik nachhaltig veränderte. Kurzum, wollen Sie Innovationen mit Ihrem Projekt generieren oder steckt das Projekt fest oder Sie brauchen Hochleistungen von Ihrem Team, dann brauchen Sie einen Ordnungswandel. Aber seien Sie gleichzeitig gewarnt, denn Sie müssen mit Widerstand rechnen. Viele Athleten haben erst gar nicht versucht die Drehstoßtechnik zu probieren. Musterwechsel bedeuten immer Umlernen und Verändern von Verhalten und das findet nicht nur Befürworter. Das kann an Hierarchien rütteln und Machtverhältnisse infrage stellen.

Nichtsdestotrotz, stehen Sie das nächste Mal vor einer verschlossenen Tür, dann ist es gut eine zweite Strategie zu haben: Sie gehen außen rum und steigen durch's Fenster ein. Auch wenn Sie dabei eventuell ein paar Menschen auf die Zehen steigen müssen.

In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!


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