Also, wenn ich Herr Mehdorn wäre, dann würde ich jetzt endgültig schmeißen und dann ein Buch zum Thema Projektmanagement schreiben. Darin kämen all die Stichpunkte wie Verantwortung, Teamplay, an einem Strang ziehen, Flexibilität, Entscheidungskompetenz, Krisenmanagement und so weiter vor. Der BER ist ja für viele PM-Themen ein "Vorzeige-Projekt", aber im Krisenmanagement scheint es unschlagbar. Damit könnte man in jedem Ausbildungsprogramm für angehende Projektmanager verdeutlichen, wie "Am-ausgestreckten-Arm-verhungern" praktisch geht. Viele Versuche von Herrn Mehdorn wurden bisher schon abgeschmettert und nun scheint es, als wolle sich (außer ihm) niemand mehr bewegen oder irgendetwas außerhalb der Norm tun. Die Vorschriften und Regelungen werden vorgeschoben, die Entscheidungswege in keinster Weise der Situation angepasst und Flexibilität ist nirgends in Sicht. Das ist das Gegenteil von resilient - starr und verkrustet nämlich.
Vorschrift ist Vorschrift - wir sind schließlich im Land der Ingenieure
Der Nordflügel, den Herr Mehdorn jetzt also umbauen und eröffnen wollte, muss zunächst nach ursprünglicher Planung fertiggestellt und abgenommen werden. Danach kann dann ein Antrag auf Umbau erfolgen. Hallo, geht's noch? Das hat mit Krisenmanagement so viel zu tun wie eine Kuh mit Sonntag. Nur zur Erinnerung, beim Krisenmanagement machen alle mit. Nicht nur der Krisenmanager! Und spätestens jetzt wäre Kooperation als Kulturelement des Projektes zwingend notwendig. Stattdessen sind doch die meisten Beteiligten immer noch mit "eigenen Kasten sauber halten" beschäftigt. Die Firma Siemens, die jetzt die Technik für die Brandschutzanlage stellt, macht da offensichtlich keine Ausnahme. Sie versuchen mit linearer Planung und "üblichem" Risikomanagement ja keinen klitzekleinen Fehler möglich zu machen. Krisenmanagement sieht anders aus.
Fertig ist, wenn die Bauaufsicht alle Schrauben nachgezogen hat
Die Chefin der Bauaufsichtsbehörde hat das No-Go wegen der Brandschutzanlage verhängt. Der BER hatte einen händischen Übergangsbetrieb beantragt, den Frau Globigs jedoch ablehnte. Damit war das Thema dann wohl auch schon durch. Entweder ganz oder gar nicht. Auch nicht sehr resilient, wenn es keine weiteren Alternativen und Szenarien gibt. Ein Tipp: mal bei den Raumfahrtprogrammen der NASA abgucken. Ein Space Shuttle geht niemals fehlerfrei auf seinen Flug ins All. Das ist bei komplexen, hochtechnologischen Systemen auch gar nicht möglich. Rund 3000 sogenannte Freistellungen der Kritikalität 1 (können also zum Verlust des Shuttle führen) sind akzeptiert bei einem Start. Es gibt für diese Probleme der Kritikalität 1 jeweils eine Komponente, die im Fehlerfall die Funktion ausgleichen bzw. übernehmen kann. Es ist also redundant konzipiert und geplant. Ach so, Entschuldigung, damit ist das natürlich ein blödes Beispiel. Redundanz ist bei uns ja ungleich Effizienz und in den Konzepten des BER wahrscheinlich verboten. Sorry!
Nix gewesen, außer Lippenbekenntnisse
Mein Eindruck ist, dass Herr Mehdorn machen kann, was er will. Er findet einfach keine Mitmacher in seinem Umfeld. Herr Platzeck fabuliert zwar: "Mir ist bewusst, dass ich in der Verantwortung war. Deshalb nehme ich sie wahr und bringe das Projekt zu Ende. Ich kopple mein Schicksal an das des Flughafens." Ja, und? Sorgt er deshalb dafür, dass sich etwas bewegt? Setzt er Entscheidungen durch? Kämpft er für das Projekt? Kann ich leider nicht sehen. Und wo sind eigentlich all die anderen Stakeholder? Ach ja, im Wahlkampf. Man muss halt Prioritäten setzen. Vielleicht sollten Sie, lieber Herr Mehdorn, das jetzt auch tun.
In diesem Sinne … bleiben Sie erfolgreich!